Robert Walser
I 9 Poetenleben
hrsg. von Matthias Sprünglin, Basel und Frankfurt am Main 2014;
224 Seiten, 3 Abbildungen, geb. im Schuber; mit DVD
sFr. 58.–
ISBN 978-3-7965-3357-0
(Bestellen bei Schwabe)
Subskriptionspreis bei Abnahme des Gesamtwerks: Sfr. 49.–
E-Book KWA I.9: Open Access
„Dieser Robert Walser, der schon so manche feine Kammermusik gespielt hat, klingt in diesem kleinen neuen Buch noch reiner, noch süßer, noch schwebender als in den frühern“, schrieb Hermann Hesse in der Neuen Zürcher Zeitung über Poetenleben. Auguste Hauschner lobte im Berliner Tageblatt den besonderen Reiz von Walsers Sprache: „Ein klarer Untergrund mit einer Fülle krauser Einfälle bestickt. […]. Wenn manchen Lesern in expressionistischen Romanen eine Betäubung überfällt, wie etwa inmitten der tosenden und zuckenden Bewegungen eines Maschinensaales, oder den gellenden Geräuschen einer Großstadtstraße: mit Robert Walser geht er stille Wege, über grüne Wiesen, durch Waldeinsamkeit, an Dörfern und Feldern vorbei. Und in den Zweigen zwitschern ihm die Vögel: ich hab’ meine Sach’ auf Nichts gestellt.“
Auch Walser selber scheint das Buch am Herzen gelegen zu haben. Poetenleben sei seiner Ansicht nach „das beste hellste poesiereichste meiner bisherigen Bücher“, schrieb er an den Huber-Verlag. Er habe sorgfältig „nur Stücke ausgewählt, die auf erzählende Art von Poeten handeln, weßhalb sich das Ganze wie eine romantische Geschichte liest.“
Poetenleben versammelt 25 Prosastücke, die allesamt zuvor schon in Zeitungen und Zeitschriften erschienen waren, die Walser aber für dieses Buch stark überarbeitet und zu einem neuen Zusammenhang verbunden hat. Walser betont in der weiteren Korrespondenz immer wieder, dass er mit seiner Arbeit ausserordentlich zufrieden ist. Das Buch habe er „mit ganz besonders eifriger und liebevoller Sorgfalt geschrieben“.
Der Band I 9 der Kritischen Robert Walser-Ausgabe dokumentiert den Text von Poetenleben nach dem Erstdruck. Das Editorische Nachwort beschreibt die wechselvolle Entstehungsgeschichte des Buches aus dem gescheiterten Buchprojekt Studien und Novellen heraus. Ausserdem wird die kontroverse zeitgenössische Rezeption des Buches dargestellt. Ein Dokumentarischer Anhang versammelt Zeugnisse, die die Publikationsgeschichte nachvollziebar machen. Die beiliegende DVD ermöglicht den Textvergleich mit den Erstfassungen der Texte in Zeitungen und Zeitschriften.
„Obgleich ich keinen Augenblick zweifle, dass schon bessere, bedeutendere Bücher geschrieben worden sind wie ‚Poetenleben‘, so bin ich doch auch ebenso wenig im Zweifel, dass ich zur Zeit ein besseres Stück Schriftstellerei nicht hätte hervorbringen können. Ich will mit diesem Satze sagen, dass ich mit ‚Poetenleben‘ innerlich zufrieden bin […]. Was im Bereich meiner Kräfte lag, an Ausdruck, Klang und Inhaltlichkeit zusammenzutragen, habe ich getan. Eine gewisse Stimme sagt mir, dass es ein bescheidenes, aber festgefügtes, gründlich gegliedertes Buch ist, auf dessen Erscheinen ich mich selbst ehrlich freue.“ (Walser an Huber Verlag, 10.6.1917)